Zucht

Überwiegend wird in unserem LV mit der Carnica Biene (Apis millifera carnica) oder früher „Kärntner Honigbiene“ geimkert. In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde sie in Deutschland eingeführt. In besonderen Maßen überzeugte sie durch eine größere Völkerstärke, die einen höheren Honigertrag erbrachten.

Lag der Schwerpunkt in den 50er bis 70er Jahren des 20. Jahrhunderts nur auf Honigertrag, Wabensitz, Schwarmträgheit und Sanftmut selektierte man später zudem auf Winterfestigkeit, Frühjahrsentwicklung und Volksstärke.

Durch intensive Zuchtarbeit in allen Landesverbänden wurden diese Eigenschaften der Carnica-Biene verbessert.

Ein Zuchtvolk ist ein Bienenvolk das auf Basis bestimmter Eigenschaften nach einer sorgfältigen Prüfung gekört ist.

Der Begriff „Zucht“ bedeutet nicht ausschließlich die Vermehrung von Königinnen, sondern bezeichnet die gezielte Auslese bestimmter gewünschter Eigenschaften bei Beibehaltung der Umweltfaktoren, um das Zuchtziel zu verbessern.

In der heutigen Zeit haben Imker nicht wegen Umwelteinflüsse größere Verluste an Bienenvölkern, sondern es zeigen sich auch andere Faktoren wie Varroa und Viren.

Mit Gründung der AGT (Arbeitsgemeinschaft Toleranzzucht) im Jahre 2003,

haben sich mehrere Züchter aller Bundesländer zusammengeschlossen und legen zusätzlich ihren Schwerpunkt bei der Selektion von Honigbienen auf Krankheitstoleranz.

https://www.toleranzzucht.de/

Alle Reinzüchter im LV Nassau, sowie Züchter im Anerkennungsverfahren, selektieren zusätzlich auf das Hygieneverhalten, Befallsentwicklung und führen wenn möglich einen Vitalitätstest durch.

Brutprobenuntersuchungen auf SMR und REC sind erwünscht.

Informationen & Zuchtrichtlinien des Deutschen Imkerbundes

ZüchterInnen und Züchter erfassen im Laufe eines Jahres an ihren Bienenvölkern auf den Prüfständen Datensätze, die am Ende der Saison in ein Portal eingetragen werden.

Diese Datensätze werden am Bieneninstitut Hohen-Neuendorf zentral ausgewertet und jede Züchterin und jeder Züchter erhält für jede geprüfte Königin einen Zuchtwert. Dieser ist dann als genetischer Zuchtwert in einem Merkmal oder auch als Gesamtzucht aller Merkmale festgelegt. Alle diese Datensätze geprüfter Königinnen werden veröffentlicht und stehen allen interessierten ZüchterInnen und ImkerInnen zur Verfügung.

 

Wichtig in der Bienenzucht ist es, die richtige Auswahl der Herkünfte zu treffen. Für einen geeigneten Zuchtfortschritt sind neben der Auswahl der Königinnenherkunft auch die gezielte Auswahl der Paarungspartner, also der Drohnen, von großer Bedeutung. (Ohne Paarungskontrolle und Selektion ist kein Zuchtfortschritt möglich!)

 

Dies ist nur über sichere Belegstellen oder durch istrumentelle Besamung erreichbar. Weil in unserem Verbandsgebiet keine Belegstelle vorhanden ist, werden Jungköniginnen zur Anpaarung auf Belegstellen in anderen Landesverbänden zur Begattung aufgestellt.

Als sichere Belegstellen gelten unter anderem Inselbelegstellen. Hier werden im jährlichen Wechsel Bienenvölker aufgestellt, bei denen je Insel ausschließlich eine Linie Vatervölker existiert, die überdurchschnittliche Zuchtwerte in allen Merkmalen aufweisen.

Unser Landesverband Nassau führt seit vielen Jahren einen gemeinsamen Königinnentransport zu den verschiedenen Inselbelegstellen durch. Bei diesen Aktionen werden Königinnen stressfrei angeliefert und wieder abgeholt. Wegen der Entfernung ist dies allerdings mit einem erheblichen Aufwand verbunden.

http://bienenzucht.de/

Ebenfalls wird jährlich ein Transport zur Toleranzbelegstelle Gehlberg organisiert und durchgeführt. 

Ein Begattungserfolg auf den Belegstellen ist auch immer wetterabhängig.

Seit vielen Jahren wird auch eine Besamungsaktion im LV vorgenommen. War es viele Jahre eine mobile Station, die jährlich anreiste, so haben wir heute eine verbandseigene Besamungsstation installiert, wo auch verbandsübergreifende Züchter Bienenköniginnen zur instrumentellen Besamung anliefern.

Anmeldung:

Koeniginnenbesamung@westerwald-imkerin.de

Drohnenlinien, die jährlich für die Besamung zur Verfügung stehen, erhält man wie auch viele andere Informationen unter

https://www2.hu-berlin.de/beebreed/ZWS/

Die instrumentelle Besamung gibt den ZüchterInnen mehrere Möglichkeiten, positive Eigenschaften einfließen zu lassen, ohne die genetische Vielfalt zu vernachlässigen. Einen weiteren Vorteil bietet die 1 Drohn Besamung, wie z.B. in der SMR Selektion.

Im LV Nassau wird diese Arbeit von einer kleineren Gruppe aktiver motivierter ZüchterInnen ausgeführt. Um eine einheitliche Bewertung zu sichern, treffen wir uns im Jahresverlauf zu verschiedenen Anlässen, sprechen auch u.a. über vergangene und bevorstehende Arbeitsabläufe. ImkerInnen sowie Gäste die sich für Selektionsarbeit der Honigbiene interessieren, sind herzlich willkommen.

ZüchterInnen im Anerkennungsverfahren benötigen 10 Bienenvölker sowie eine sichere Völkerführung. Eine Teilnahme an Lehrgängen, wie z.B. „Zuchtauslese der Honigbiene“ können auch parallel belegt werden.